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Atomenergie in Europa > Russland > Kalinigrad/Baltic (Russland)

1 Druckwasserreaktor • Leistung: 1.194 MW • Typ: WWER V-491 •
Baubeginn: 22. Februar 2012 • [1] Projektende: 30. Dezember 2015


Bauvorhaben in der russischen Exklave

Hafen Kaliningrad (2009)

Hafen von Kaliningrad (Königsberg, Russland)

Der Standort Kaliningrad, auch Baltic oder Baltijskaja genannt, befindet sich in der Nähe der Stadt Neman im Norden der russischen Exklave Kaliningrad (früheres Ostpreußen), nahe der litauischen Grenze. Der Eigentümer und Betreiber, der russische Konzern Rosenergoatom, baute dort seit 12. Februar 2012 einen Druckwasserreaktor mit 1.194 MW.[1]

Ein deutsches Atomkraftwerk bei Kaliningrad (Königsberg) war schon einmal in den 1970er Jahren von Deutschland und der Sowjetunion geplant, aber wegen wirtschaftlicher Differenzen aufgegeben worden.[2]

Russland hatte das Projekt 2009 wieder aufgegriffen und erste Maßnahmen zum Bau eingeleitet.[3] Damit wurde eine unabhängige Energieversorgung für die Exklave angestrebt, und man spekulierte darauf, Atomstrom nach Deutschland verkaufen zu können. Eine geplante Demonstration gegen den Neubau wurde verboten.[4]

Nach Informationen der Bundesregierung sollten in Kaliningrad zwei Reaktoren ans Netz gehen: Baltijskaja 1 im Jahre 2017 und Baltijskaja 2 im Jahre 2018.[5]

Im benachbarten Litauen löste das Projekt großes Besorgnis aus.[6][7]

Projektende wegen fehlender Stromabnehmer

Wegen fehlender Investoren beschloss Präsident Putin am 26. Juni 2013, das Projekt auf Eis zu legen.[8]

Am 11. April 2014 betonte ROSATOM noch, dass das Projekt nicht endgültig beendet, sondern wegen neuer Rahmenbedingungen nur restrukturiert werden solle.[9] Der Betreiber Energoatom hatte bis Oktober 2013 umgerechnet bereits 1,2 bis 1,6 Mrd. US-Dollar investiert.[10]

Es fanden sich jedoch keine Abnehmer für den Strom des Atomkraftwerks. Die baltischen Staaten wollten nicht an das russische Stromnetz angeschlossen werden. Deshalb bot der Präsident von Rosneft, Igor Setschin, im Juni 2014 an, Deutschland über ein Ostseekabel mit Atomstrom aus Kaliningrad zu versorgen. Damit knüpfte er an Gespräche zwischen dem ehemaligen deutschen Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und dem russischen Wirtschaftsministerium im Jahr 2011 zu diesem Thema an.[11]

Im August 2014 wurde in Kaliningrad ein Schauprozess gegen die Umweltschutzgruppe Ecodefense eingeleitet, die Aktionen gegen das geplante AKW organisiert hatte.[12]

Am 30. Dezember 2015 erklärte der russische Energiewirtschaftsminister Alexander Nowak, dass die Bauarbeiten nicht wieder aufgenommen werden sollen.[8]

Weitere Links

→ Nucleopedia: Kernkraftwerk Kaliningrad
→ nuclearpowerkaliningrad.weebly.com: About the Kaliningrad Power Plant

(Letzte Änderung: 18.01.2021)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/Russian Federation abgerufen am 18. Januar 2021
  2. DER SPIEGEL 15/1976: Keinen Sinn mehr vom 5. April 1976
  3. Deutscher Bundestag: Atomvorhaben in Europa (Drucksache 18/677) vom 27. Februar 2014
  4. FAZ.net: Kraftwerksbau in Königsberg - Exportstrom aus der Exklave vom 29. September 2011
  5. Deutscher Bundestag: Zwei Atomreaktoren sollen in Kaliningrad bis 2018 ans Netz gehen vom 7. Februar 2013 (via WayBack)
  6. Russland-Aktuell: Litauen klagt gegen Atommeiler in Kaliningrad vom 30. April 2010
  7. Bloomberg: Lithuania Demands Russia Clarify Safety of Baltic Nuclear Plant vom 27. August 2013
  8. 8,0 8,1 Königsberger Express: Stilles Ende des AKW-Projekts vom 30. Dezember 2015 (via WayBack)
  9. Rosatom: ROSATOM intends to continue construction of Baltic NPP vom 11. April 2014 (via WayBack)
  10. WNA: Country Profiles/Nuclear Power in Russia abgerufen am 18. Januar 2021
  11. Welt Online: Russen bieten Deutschland Atomstrom an vom 24. Juni 2014
  12. taz.de: Russische AKW-Gegner vor Gericht - Schauprozess gegen Ecodefense vom 24. August 2014
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