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Atomenergie in Europa > Großbritannien > Hinkley Point (Großbritannien)

4 gasgekühlte Reaktoren • Leistung: 267 MW/267 MW/655 MW/655 MW •
Typ: MAGNOX/MAGNOX/AGR/AGR • Hersteller: E-BW-TW (Hinkley Point A-1 und -2); TNPG (B-1 und -2)
Baubeginn: 1957/1957 (Hinkley Point A-1 und A-2); 1967/1967 (Hinkley Point B-1 und B-2) •
Inbetriebnahme: 1964/1964 (Hinkley Point A-1 und A-2); 1976/1976 (Hinkley Point B-1 und B-2) •
Abschaltung: 2000/2000 (Hinkley Point A-1 und A-2);[1][2] 2023/2023 (Hinkley Point B-1 und B-2) [3]


Altreaktoren aus den 1970er Jahren

Hinkley Point Nuclear Power Station

AKW Hinkley Point A und B (Großbritannien)

Am Standort Hinkley Point bei Bridgewater in Somerset (Südwestengland) liefern zwei gasgekühlte Reaktoren mit je 655 MW Leistung Strom (Hinkley Point B-1 und B-2). Eigentümer und Betreiber der Einheiten ist die Gesellschaft EDF Energy. Beide sind 1976 in Betrieb gegangen und sollen bis 2023 am Netz bleiben. Die zwei älteren Reaktoren, Hinkley Point A-1 und A-2 und je 267 MW, sind stillgelegt worden (Betrieb: 1964 bis 2000). Deren Eigentümer ist die Nuclear Decommissioning Authority, der Betreiber die Gesellschaft Magnox Limited.[1][4] Hersteller von Hinkley Point A-1 und A-2 war das Konsortium E-BW-TW, von B-1 und B-2 The Nuclear Power Group (TNPG).[2]

Gasgekühlte AGR-Reaktoren galten laut "Spiegel" schon in den 1970er Jahren als veraltet. Wegen ihrer Störfanfälligkeit liegt ihre Auslastung nur bei 50 %.[5]

Der Brennstoff wurde laut Betreiber ab 2000/2001 aus den Hinkley-Point- A-Reaktoren entfernt. 2025 soll die Anlage in den gesicherten Zustand "Care & Maintenance" gehen. Wenn die Strahlung weitgehend abgeklungen ist, soll 2085 bis 2090 der endgültige Rückbau erfolgen.[6]

Ausbaupläne mit Bürgschaften und Preisgarantien

Hinkley Point B power station

AKW Hinkley Point B (Großbritannien)

Der französische Energiekonzern Electricité de France (EDF) hatte bereits 2008 vorsorglich Land in Hinkley Point und Wylfa für geplante AKW-Neubauten erworben.[7]

Am Standort soll ein neues Atomkraftwerk mit dem Namen Hinkley Point-C errichtet werden, an dem die China General Nuclear Power (CGN), die China National Nuclear Group sowie die französischen Konzerne EDF und AREVA beteiligt sein werden. Hinkley Point-C soll aus zwei Reaktoren und 7 % des britischen Energiebedarfs decken. Die Baukosten wurden 2013 auf 16 Mrd. Britische Pfund geschätzt. Das Projekt soll durch staatliche Bürgschaften und garantierte Einspeisetarife finanziert werden.[8]

Laut World Nuclear Association (WNA) sollen Hinkley Point C1 und C2 mit zwei Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) mit einer Leistung von je 1.690 MW ausgestattet werden. Der Baubeginn ist für 2018 bzw. 2019, die Inbetriebnahme für 2026 bzw. 2027 geplant.[3]

Die britische Regierung ist so überzeugt von Ihrem Atomkraftkurs, dass Kosten keine Rolle spielen. Der für Hinkley Point im Jahr 2013 genannte garantierte Einspeisetarif von 109 Euro war schon deutlich teurer als der Preis für Windenergie und sogar geringfügig teurer als der Preis für Solarenergie (98,80 Euro).[9] In der "Zeit" wurde über die Gründe spekuliert: Möglicherweise spielt die CO2-Reduzierung in Großbritannien eine größere Rolle als Energiesicherheit und Kosten, und Atomkraft soll fehlende fossile Energien ersetzen.[10]

Nach Angaben der "Financial Times" vom 8. Oktober 2014 sollten die Baukosten sogar bei 24,5 Mrd. Britische Pfund (ca. 31 Mrd. Euro) liegen.[11]

Im Juni 2015 wurde bekannt, dass sich laut einer von Greenpeace Energy in Auftrag gegebenen Kurzstudie die auf 35 Jahre angesetzten Subventionen für Hinkley Point-C auf insgesamt 108 Mrd. Euro summieren werden.[12]

Im Oktober 2015 wurde berichtet, dass der mögliche Betriebsbeginn von 2023 auf 2025 verschoben wurde. Die chinesischen Staatskonzerne CGN und CNNC möchten sich am AKW beteiligen, allerdings nur mit 33,5 % statt der ursprünglich geplanten 40 %. Areva und andere mögliche Investoren aus der Golfregion haben ihr Engagement mittlerweile für beendet erklärt. Kritiker bemängeln, dass die Erdbebengefahr nicht in der Sicherheitsanalyse berücksichtigt wurde.[13][14]

Am 21. Oktober unterzeichneten Großbritannien und China ein Abkommen zur Errichtung des AKW.[15]

Der renommierte britische "guardian" urteilte am 21. Oktober 2015, dass das Projekt aus vielen Gründen keinen Sinn mache, und führte vor allem die hohen Kosten und die zeitlichen Verschiebungen an.[16]

Im November 2015 wurden die Baukosten auf 26 Mrd. Euro geschätzt. Die EDF soll nun sogar eine garantierte Vergütung von 132 Euro je Megawattstunde erhalten, was die Tarife für Solar- und Windenergie deutlich übersteigt.[17]

Ende Juli 2016 verschob die britische Regierung das Projekt und erklärte, sie wolle erst im frühen Herbst eine endgültige Entscheidung treffen. In britischen Medien wird spekuliert, dass der Regierung möglicherweise die garantierte Vergütung zu hoch ist.[18]

Am 15. September 2016 stimmte die britische Regierung dem Bau des AKW unter der Bedingung zu, dass EDF "seine Anteile vor der Fertigstellung nicht ohne Londons Zustimmung verkaufen" dürfe. Während sich Unternehmen und Gewerkschaften neue Arbeitsplätze erhoffen, kritisierte Greenpeace, dass die Entscheidung zum Bankrott von EDF und zu geringeren Investitionen in die Sicherheit französischer AKW führen werde.[19]

Der Auftrag zur Lieferung des konventionellen Teils des AKW (Turbinen, Generatoren und Ausrüstung) wurde im September 2016 an den US-amerikanischen Konzern General Electric vergeben. Das Volumen wird mit 1,9 Mrd. US-Dollar angegeben.[20]

Am 30. September 2016 unterzeichneten die britische Regierung, EDF und China General Nuclear den endgültigen Vertrag zum Bau des Atomkraftwerks.[21]

Widerstände, Billigung durch EU-Kommission und Klagen

Gegen den Bau des neuen AKW gibt es Widerstände durch Atomkraftgegner. Am 3. Oktober 2010 blockierten Atomkraftgegner das AKW, um gegen den geplanten Bau von Hinkley Point C zu protestieren.[22] Am 3. Oktober 2011 folgte eine neue Blockade durch mehrere hundert Atomkraftgegner.[23][24]

Greenpeace kritisierte 2013, dass mit dem Neubau die Energiewende torpediert werde.[25] Die Grünen aus England, Wales und Irland versuchen das Projekt gemeinsam zu verhindern.[26]

Am 8. Oktober 2014 billigte die EU-Kommission Errichtung und Subventionierung von Hinkley Point-C.[27]

Am 6. Juli 2015 reichte Österreich Klage beim Europäischen Gericht gegen die genehmigten staatlichen Beihilfen ein. Bundeskanzler Werner Faymann betonte: "AKWs sind gefährlich, teuer und verglichen mit Zukunftstechnologien wie Wind-, Wasser- oder Solarenergie weder ökonomisch noch ökologisch konkurrenzfähig".[28]

Am 15. Juli 2015 brachte ein Bündnis von zehn deutschen Ökostromanbietern und Stadtwerken vor dem Europäischen Gericht in Luxemburg eine Klage ein. Die staatlichen Beihilfen Großbritanniens werden von den Klägern als Wettbewerbsverzerrung angesehen. Der Deutsche Bundestag konnte sich nicht zu einer Klage entschließen.[29]

Zwischenfälle und Störfälle

Bei einem Turbinenschaden am 21. Juli 1966 brach ein Brand aus, der erst nach fünf Stunden gelöscht werden konnte.[30]

Am 19. September 1969 erlitt der Turbinenreaktor Nr. 5 am AKW einen katastrophalen Schaden. Nach einem Korrosionsstresstest zerbrach der Rotorschaft an fünf Stellen.[31]

Nachdem 2003 ein Bauarbeiter von einem Gerüst in die Turbinenhalle gestürzt war und wegen eines gesplitterten Beckens im Krankenhaus behandelt werden musste, streikten 350 Mitarbeiter für bessere Notfalldienste im AKW.[32]

Im Sommer 2006 mussten die Einheiten B-1 und B-2 wegen Rissbildungen abgeschaltet und repariert werden; sie wurden 2007 wieder ans Netz genommen.[33][34]

Anfang Juni 2011 mussten Techniker eine Robbe aus dem Kühlsystem des AKW holen, die dort Fische gejagt hatte. Die Robbe wurde am Strand ausgesetzt. Im gleichen Monat blockierten Quallen das Kühlsystem; um Schäden zu vermeiden, mussten beide Reaktoren vorübergehend abgeschaltet werden.[35]

Weitere Links

→ MAGNOX: Hinkley Point A (Homepage des Betreibers) → EDF Energy: About Hinkley Point B (Homepage des Betreibers)
→ EDF Energy: Hinkley Point C (Homepage des Betreibers zu den zwei geplanten neuen Reaktoren)

→ Stop Hinkley: The Plans for Hinkley C (Campaining against nuclear power in the South West)
→ Boycott EDF: Homepage (Campaigning against the UK's addiction to nuclear power)

(Letzte Änderung: 17.04.2017)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/United Kingdom abgerufen am 23. Juni 2014
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. 3,0 3,1 WNA: Nuclear Power in the United Kingdom abgerufen am 29. September 2016
  4. EDF Energy: About Hinkley Point B abgerufen am 23. Juni 2014
  5. DER SPIEGEL 2/1990: Unsanfte Landung vom 8. Januar 1990
  6. MAGNOX: Hinkley Point A abgerufen am 21. November 2015
  7. handelzeitung.ch: PRESSE/EDF plant weitere AKW in Grossbritannien vom 9. Mai 2008
  8. Spiegel Online: Kooperation mit China: Großbritannien baut erstes Atomkraftwerk seit Jahrzehnten vom 21. Oktober 2013
  9. manager magazin: AKW-Bauprojekt Hinkley C - Englands neuer Atomstrom ist teurer als Solarenergie vom 21. Oktober 2013
  10. Zeit Online: Atomkraft? Ja bitte vom 28. Februar 2014
  11. Financial Times: Brussels backs Hinkley Point C as cost forecasts soar vom 8. Oktober 2014
  12. Focus Online: Neue Zahlen zu Klage gegen britische Atombeihilfen: 108 Milliarden Euro Subventionen für Hinkley Point C vom 23. Juni 2015
  13. FAZ.net: Chinesen finanzieren britisches Atomkraftwerk mit vom 20. Oktober 2015
  14. taz.de: China investiert in heikles AKW-Projekt vom 21. Oktober 2015
  15. Welt Online: China und Großbritannien schließen milliardenschwere Wirtschaftsverträge vom 21. Oktober 2015
  16. theguardian: Hinkley Point power station makes no sense on so many levels vom 21. Oktober 2015
  17. manager magazin: Energiewende, very british vom 18. November 2015
  18. n-tv.de: Milliarden-Projekt auf Eis gelegt - London verschiebt AKW-Deal vom 29. Juli 2016
  19. Spiegel Online: Britische Regierung stimmt Bau des Atommeilers zu vom 15. September 2016
  20. nuklearforum.ch: Hinkley-Auftrag an GE vom 22. September 2016
  21. world nuclear news: Final contracts signed for Hinkley Point C project vom 29. September 2016
  22. Boycott EDF: Anti-nuclear campaigners blockade EDF's Hinkley Point nuclear power plant vom 4. Oktober 2010
  23. Greenpeace UK: Hinkley point fallout vom 27. Dezember 2011
  24. The Independent: Activists hail nuclear plant protest vom 3. Oktober 2011
  25. blog.greenpeace.de: Britischer AKW-Neubau torpediert Energiewende vom 22. Oktober 2013 (via WayBack)
  26. europeangreens.eu: UK and Irish Greens team up against state funded nuclear power plant vom 31. Oktober 2013
  27. tagesschau.de: Genehmigung durch EU-Kommission - Briten dürfen umstrittenes AKW bauen vom 8. Oktober 2014
  28. Die Presse.com: Hinkley Point C: Österreich klagt vor EU-Gericht vom 6. Juli 2015
  29. Focus Online: Stromanbieter klagen gegen britische Atomstrom-Subventionen vom 15. Juli 2015
  30. GRS: Weltweite Erfassung besonderer Vorkommnisse in Kernkraftwerken, Versuchs- und Forschungsreaktoren 1966 vom April 1978
  31. ozogaku.com: Failure knowledge database - Burst of Steam Turbine Rotor in Nuclear Power Plant abgerufen am 18. September 2014
  32. UK Indymedia: 350 strike at Hinkley Point Nuclear Power Station vom 9. September 2003
  33. BBC News: Safety approved at nuclear plants vom 3. Mai 2007
  34. BBC News: Nuclear plant gets nod to restart vom 11. Mai 2007
  35. Spiegel Online: Schottland: Quallen legen Atomkraftwerk lahm vom 30. Juni 2011

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