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Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Kirgisistan

Strahlendes Erbe aus der Sowjetunion

25 razgledi iz Biškeka (4)

Kirgisische Hauptstadt Bischkek

Kirgisistan, seit 2003 Mitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO),[1] besitzt keine Atomkraftwerke.

Der zentralasiatische Staat erbte aus sowjetischer Zeit 70 Standorte mit radioaktiven Abfällen, darunter 36 Standorte mit Uranabraumhalden.[2]

Ein großes Gebiet mit Uranminen befindet sich im Distrikt Mailuu-Suu in der Provinz Jalal-Abad im Westen. Dort wurden zwischen 1946 und 1967 9.000 Tonnen Uran gefördert. Die dortigen 23 Halden sind in einem schlechten Zustand und enthalten große Mengen an Uranrückständen.[3] Diese wurden nach der Förderung einfach in Senken und Kuhlen gekippt und lediglich mit Erde zugeschüttet, weswegen die Stadt Mailuu-Suu und ihr Umkreis zu den am schlimmsten kontaminierten Gegenden der Welt zählen. Die Halden und Schlämme sind verseucht mit Thorium, Radium, Radongas, Schwermetallen und Arsen. Die Krebserkrankungen sind doppelt so hoch wie in den anderen Gegenden Kirgisistans. Insgesamt sollen in Kirgisien 475 Millionen Tonnen Urangestein und Uranschlamm lagern.[4]

1951 wurde in der Nähe der Hauptstadt Bischkek am Fluss Chu die Uranmühle Kara Balta errichtet, in der Uranerz bis 1989 behandelt wurde. 2007 wurde die Anlage wiedereröffnet, im November 2015 jedoch wegen fehlender Aufträge geschlossen.[3]

Sanierung

Uranium_Tailings_of_Kyrgyzstan_a_Threat_to_Central_Asia

Uranium Tailings of Kyrgyzstan a Threat to Central Asia

2004 begannen Gespräche mit Russland über eine Sanierung der Uranminen und -rückstände in Kirgisien. 2010 bis 2012 wurde ein Pilotprojekt in Mailuu-Suu durchgeführt, welches die Weltbank finanzierte. Im Juni 2015 setzte die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) einen Fonds zur Behandlung radioaktiver Abfälle in priorisierten Uranabbau-Gebieten auf, u.a. auch in Kirgisistan. 36 Halden und Abraumhalden wurden teilweise saniert und kultiviert, und mehrere erdrutschgefährdete Stellen in der Nähe von Abraumhalden wurden verbessert und neu gestaltet. Viele dieser Projekte wurden jedoch nicht abgeschlossen, und viele sanierungsbedürftige Minen befinden sich aufgrund fehlender Finanzmittel in einem schlechten Zustand.[3]

Nachdem der kirgisische Präsident Almazbek Atambayev im August 2017 die Rahmenvereinbarung dazu unterzeichnet hatte, wurde eine weitere Sanierung eingeleitet, für die die EBRD 16,5 Mio. Euro zur Verfügung stellte. Die Arbeiten begannen in Min-Khush and Shekaftar mit dem Ziel, die Lebensumstände der Bevölkerung zu verbessern und diese vor der Strahlung zu schützen.[5] Diese Sanierungsarbeiten konnten Ende März 2022 erfolgreich abgeschlossen werden.[6]

Im Mai 2019 stimmte der Oberste Rat Kirgisistans für ein Verbot des Uranabbaus und der Uranexploration, mit Ausnahme der Urangewinnung aus der Sanierung von Altlasten.[3]

→ Deutschlandfunk: "Wir atmen Uran, wir essen Uran" vom 10. Oktober 2009

(Letzte Änderung: 09.04.2022)

Einzelnachweise

  1. IAEO: Member States abgerufen am 9. April 2022
  2. NTI: Uranium Tailings in Central Asia: The Case of the Kyrgyz Republic abgerufen am 9. April 2022
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 WNA: Uranium in Kyrgyzstan abgerufen am 19. August 2017
  4. Spiegel Online: Uranschlamm aus Kirgisien bedroht Zentralasien vom 5. Dezember 2008
  5. world nuclear news: Kyrgyzstan ratifies remediation agreement vom 18. August 2017
  6. nuklearforum.ch: Kirgistan: Altlastensanierung an zwei Standorten abgeschlossen vom 5. April 2022
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