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Atomenergie in außereuropäischen Ländern > USA > San Onofre (USA)

3 Druckwasserreaktoren • Hersteller: Westinghouse (San-Onofre-1); Comb. Engineering (San-Onofre-2/-3) •
Leistung: 456 MW/1.127 MW/1.127 MW • Typ: -/CE (2-loop) DRYAMB/CE (2-loop) DRYAMB •
Baubeginn: 1964/1974/1974 • Inbetriebnahme: 1967/1982/1983 • Abschaltung: 1992/2013/2013[1][2]


Stillgelegtes AKW an der pazifisch-nordamerikanischen Plattengrenze

San Onofre Nuclear Generating Station 2014-07-09

AKW San Onofre (Kalifornien/USA), stillgelegt 2013

Der Standort San Onofre befindet sich am Pazifik bei San Clemente etwas südöstlich von Los Angeles im Bundesstaat Kalifornien. Dort wurden von 1967 bis 1992 ein Druckwasserreaktor mit 456 MW Leistung (San-Onofre-1) sowie von 1982 bis 2013 zwei weitere Druckwasserreaktoren mit je 1.127 MW Leistung (San-Onofre-2 und -3) betrieben. Eigentümer und Betreiber ist die Southern California Edison Co.[1][3] Hersteller waren Westinghouse (San-Onofre-1) und Combustion Engineering (San-Onofre-2 und -3).[2]

San Onofre löste, vor allem nach der Fukushima-Katastrophe, große Besorgnis aus, da die Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft geologischer Verwerfungen liegt, die die pazifische von der nordamerikanischen Platte trennen. Die Christianitos-Verwerfung ist nur knapp einen Kilometer vom AKW entfernt, drei weitere befinden sich in zehn Kilometer Entfernung im Meer. Drei andere aktive Verwerfungen sind 35, 70 und 90 Kilometer entfernt, darunter die San-Andreas-Spalte. Das Atomkraftwerk war deshalb seit Jahrzehnten durch schwere Erdbeben und Tsunamis gefährdet. Die Risiken wurden laut Ingenieuren der Aufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Commission (NRC) sträflich vernachlässigt. Der Betreiber, der seit Jahren Störfallberichte gefälscht hatte, bestritt dies vehement.[4][5] In der Umgebung von San Onofre leben 7,4 Mio. Menschen.[6]

Störfälle, Modernisierung, Abschaltung

1997 wurden Hunderte von verbeulten und gerissenen Leitungen in zwei Dampfgeneratoren entdeckt; die Schäden waren durch die hohen Temperaturen der Reaktoren verursacht worden.[7]

Am 5. Februar 2001 brach in San Onofre ein Feuer im Schaltraum eines Reaktors aus, wodurch u.a. ein Transformator beschädigt wurde. Der Reaktor wurde abgeschaltet, Radioaktivität soll nicht freigesetzt worden sein.[8]

Zum 18. Januar 2011, also knapp zwei Monate vor Fukushima, hatte der Betreiber Modernisierungsarbeiten an den Einheiten 2 und 3 abgeschlossen, die vor allem die Auswechslung alter Dampferzeuger und den Einbau neuer Ersatz-Dampferzeuger betrafen und 671 Mio. US-Dollar kosteten. Beide Reaktoren hatten Betriebsgenehmigungen bis 2022; der Betreiber dachte über eine weitere Verlängerung der Lizenzen nach.[9]

Am 9. September 2011 mussten beide Reaktoren wegen eines großflächigen Stromausfalls im Grenzgebiet von den USA und Mexiko abgeschaltet werden.[10]

Am 1. November 2011 trat aus einem Leck Ammoniak aus; die Belegschaft in der Nähe der Leckage wurde evakuiert.[11]

San_Onofre_nuclear_power_plant_closing

San Onofre nuclear power plant closing

(Hochgeladen in YouTube am 07 Juni 2013)

Wegen vorzeitiger Abnutzung der erst kurz zuvor erneuerten Dampferzeugerrohre (Lecks) befanden sich beide Reaktoren ab Januar 2012 auf Anweisung der NRC im kalten Abschaltzustand.[12] Durch die 1.300 Rohre war mit Hochdruck Wasserdampf gepumpt worden. Die Rohre hatten vibriert, gegeneinander geschlagen und sich beschädigt. Die NRC untersagte den Betrieb, solange die Defekte nicht behoben werden konnten.[13] Am 2. Februar 2012 trat zudem radioaktives Gas aus einem Rohr in die Umwelt aus.[14]

Die Southern California Edison Co. war in einer schwierigen Lage. In Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten waren bereits 500 Mio. US-Dollar investiert worden. Weitere Investitionen wären nun nötig gewesen. Der in San Onofre erzeugte Atomstrom verlor jedoch im Vergleich zu Gas und erneuerbaren Energien immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit.[15] Außerdem wurde das AKW, beispielsweise von der kalifornischen Senatorin Barbara Boxer, als veraltet und unsicher kritisiert.[16]

Die Southern California Edison Co. wollte zunächst noch einen Betrieb von San-Onofre-2 mit nur 70 % Leistung bei der NRC beantragen, gab aber dann am 7. Juni 2013 wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten die sofortige Schließung der Anlage bekannt.[12]

Rückbau ab 2016

Der Rückbau von San Onofre-2 und -3 sollte 2016 beginnen, zwei Jahrzehnte dauern und 4,4 Mrd. US-Dollar kosten. 2019 sollen die bestrahlten Brennelemente vom Abklingbecken in ein Trockenlager überführt werden.[17]

Widerspruch lösten Pläne der California Coastal Commission aus, den gebrauchten Brennstoff in einem "Monolithen" auf dem Gelände des Kraftwerks zu lagern. Gegner befürchten, dass ein Endlager dort entstehen könnte, und befürworten die Zwischenlagerung an einem anderen Standort in Arizona oder Texas, der nicht erdbebengefährdet ist.[18]

→ Southern California Edison Co.: Decommissioning San Onofre
→ Southern California Edison Co.: Power Generation - San Onofre Nuclear Generating Station (Informationen des Betreibers, via WayBack)

(Letzte Änderung: 08.12.2017)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/United States of America abgerufen am 1. März 2015
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. WNA Reactor Database: San Onofre 1, United States Of America abgerufen am 8. April 2016
  4. Süddeutsche.de: Strand, Palmen, Angst vom 27. März 2011
  5. Spiegel Online: Kalifornien: Banges Warten auf "The Big One" vcom 15. März 2011
  6. Süddeutsche.de: Die gefährlichsten AKW-Standorte der Welt vom 7. März 2012
  7. San Jose Mercury News: A timeline of the San Onofre nuclear power plant vom 7. Juni 2013 (via WayBack)
  8. Spiegel Online: Kalifornien: Feuer verursacht Zwischenfall in Atomkraftwerk vom 5. Februar 2001
  9. nuklearforum.ch: USA: Nachrüstarbeiten in San Onofre abgeschlossen vom 1. März 2011
  10. Spiegel Online: Kalifornien: Massiver Stromausfall trifft Millionen Amerikaner vom 9. September 2011
  11. NBC San Diego: San Onofre Gas Leak Prompts Alert vom 1. November 2011
  12. 12,0 12,1 nuklearforum.ch: USA: Aus für San Onofre vom 18. Juni 2013
  13. NZZ: Finanzdebakel um kalifornisches Atomkraftwerk vom 31. Juli 2013
  14. Augsburger Allgemeine: Atomunfall in den USA: Radioaktivität ausgetreten vom 2. Februar 2012
  15. theguardian: Activists hail San Onofre nuclear power plant reactor shutdown vom 7. Juni 2013
  16. worldnuclearreport.org: Two More Reactors Permanently Closed in the United States vom 7. Juni 2013
  17. CBS News: Calif. nuclear plant to cost $4.4 billion to dismantle vom 2. August 2014
  18. ocregister.com: Watchdog: Nuclear waste can be stored at new San Onofre site, Coastal Commission says vom 7. Oktober 2015
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