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Atommüll - Zwischen- und Endlagerung > Zwischenlager an Atomkraftwerken

Verpflichtung der AKW-Betreiber

Seit 2002 sind die Betreiber von Atomkraftwerken laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) verpflichtet, an den AKW-Standorten dezentrale Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente einzurichten.

Seit dem 30. Juni 2005 ist es untersagt, abgebrannte Brennelemente an die Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien abzugeben.

Deshalb sind in den Jahren 2006/2007 zwölf zusätzliche Zwischenlager an AKW-Standorten in Betrieb gegangen.[1]

Bis 2015 müssen außerdem fünf Castoren aus La Hague nach Deutschland zurückgenommen werden, 21 nach 2015 und 150 ab 2024. Nach dem Stopp der Transporte nach Gorleben werden diese Castoren auf Zwischenlager verteilt werden.[2] Am 19. Juni 2015 veröffentlichte Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks ein Konzept, in dem eine Rückführung und Lagerung von 26 Castoren an vier Standortzwischenlagern geplant ist: Philippsburg, Brokdorf, Biblis und Isar.[3]

 
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Datenbasis BfS mit Stand: Juli 2015, August 2015, Dezember 2012
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◇ genehmigte Behälterstellplätze
◆ belegte Behälterstellplätze

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Da ein Endlager nicht zur Verfügung steht, wird von einem langen Betrieb der Zwischenlager ausgegangen. Die Zwischenlager müssen mit einer hohen Schutzmauer ausgerüstet werden, die gegen Terrorangriffe oder andere Störmaßnahmen schützen soll.[6]

Wie sich am Beispiel des AKW Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) herausstellte, sind mittlerweile viele Behälter mit Atommüll verrostet und müssten geborgen werden. Die Anzahl korrosionsbedrohter Behälter in deutschen Atomkraftwerken wird auf 20.000 geschätzt.[7] Dies bestätigte auch Michael Sailer, Leiter der Entsorgungskommission (ESK).[8]

Nach Informationen der Bundesregierung ist es bei Zwischenlagern an Atomkraftwerken von 1979 bis 2014 zu diversen meldepflichtigen Ereignissen gekommen, wie z. B. zu Leckagen, Undichtigkeiten und Bränden.[9]

Nachdem der deutsche Staat Ende 2016 die Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung von den vier großen Atomkonzernen übernommen hat, wurde am 1. März 2017 die neue Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) gegründet. In ihren Zuständigkeitsbereich werden ab August 2017 die zentralen Zwischenlager in Gorleben und Ahaus sowie ab 2019 auch die Zwischenlager an den deutschen AKW fallen.[10]

Betroffene Standorte

Standort Bundesland Atommüll Status
Biblis Hessen abgebrannte Brennelemente *
Brokdorf Schleswig-Holstein abgebrannte Brennelemente *
Brunsbüttel Schleswig-Holstein abgebrannte Brennelemente *
Grafenrheinfeld Bayern abgebrannte Brennelemente *
Grohnde Niedersachsen abgebrannte Brennelemente *
Jülich Nordrhein-Westfalen abgebrannte AVR-Brennelemente im AVR-Behälterlager Landesregierung, BfS, ursprünglich genehmigt bis zum 30. Juni 2013
Greifswald (Lubmin) Mecklenburg-Vorpommern alle Arten radioaktiver Abfälle BfS
Gundremmingen Bayern abgebrannte Brennelemente *
Hamm-Uentrop Nordrhein-Westfalen Sicherer Einschluss Landesregierung
Isar / Niederaichbach Bayern abgebrannte Brennelemente *
Krümmel Schleswig-Holstein abgebrannte Brennelemente *
Emsland / Lingen Niedersachsen abgebrannte Brennelemente / Sicherer Einschluss BfS RWE
Mülheim-Kärlich Rheinland-Pfalz radioaktive Abfälle aus dem Betrieb
Neckarwestheim Baden-Württemberg abgebrannte Brennelemente *
Obrigheim Baden-Württemberg abgebrannte Brennelemente * Behälterstellplätze beantragt
Philippsburg Baden-Württemberg abgebrannte Brennelemente *
Rheinsberg Brandenburg radioaktive Stilllegungsabfälle
Stade Niedersachsen radioaktive Stilllegungsabfälle Landesregierung
Unterweser Niedersachsen abgebrannte Brennelemente *
Würgassen Nordrhein-Westfalen radioaktive Stilllegungsabfälle Landesregierung

* BfS: Dezentrale Zwischenlager abgerufen am 12. Oktober 2015

Baden-Württemberg

Neckarwestheim

Das Standort-Zwischenlager Neckarwestheim wurde am 6. Dezember 2006 in Betrieb genommen und verfügt über 151 genehmigte Stellplätze.[1] Es besteht aus zwei unterirdischen Tunnelröhren[11] und besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 3.264 m³.[12]

Im Juli 2013 wurde bekannt, dass EnBW den Bau eines zweiten Zwischenlagers am Standort Neckarwestheim für die Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Atommüll plant.[13]

Ende Juni 2017 wurden vom Zwischenlager Obrigheim, das aufgelöst werden soll, Brennelemente in drei Castoren auf dem Neckar zum Zwischenlager Neckarwestheim transportiert. Vier weitere vier Transporte mit zwölf Castoren sollen folgen.[14]

Obrigheim

Für den Standort Obrigheim wurde im April 2005 ein Zwischenlager mit 15 Behälterstellplätzen beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beantragt.[1]

Das betriebliche Pufferlager am AKW Obrigheim besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 3.300 m³.[12] Die 342 abgebrannten Brennelemente aus dem stillgelegten AKW werden in einem separaten Gebäude in Wasser zwischengelagert und in Castoren auf dem Neckar in das Zwischenlager in Neckarwestheim überführt.[15] Ließe sich dies ohne zu großen Widerstand von Politik und Bevölkerung verwirklichen, wäre der Bau eines weiteren Zwischenlagers in Obrigheim überflüssig und der Standort könnte zur "grünen Wiese" werden.[16]

Die Initiative "Atomerbe Obrigheim" kritisiert, dass die Vorgaben der Strahlenschutzverordnung in Obrigheim nicht eingehalten und dass lediglich eine "Freimessung light" durchgeführt würden, um Atommüll als normalen Müll einstufen zu können. Dieser enthalte immer noch zu viele radioaktive Stoffe.[17]

Ende Juni 2017 wurden vom Zwischenlager Obrigheim Brennelemente in drei Castoren auf dem Neckar zum Zwischenlager Neckarwestheim transportiert. Vier weitere vier Transporte mit zwölf Castoren sollen folgen. Das Zwischenlager Obrigheim soll danach aufgelöst werden.[14]

Philippsburg

Das Standort-Zwischenlager Philippsburg wurde am 19. März 2007 in Betrieb genommen und verfügt über 152 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 3.775 m³.[12] Es soll einer Studie des Diplom-Physikers Wolfgang Neumann im Auftrag von Greenpeace zufolge wesentlich sicherer sein als das Zwischenlager in Gorleben.[18]

Seit der Inbetriebnahme des Zwischenlagers befürchten die Anwohner, dass aus dem Zwischenlager Radioaktivität freigesetzt werden und dieses zu einem Endlager werden könnte.[19] Im September 2014 wurde das Zwischenlager auch als möglicher Standort für Castor-Behälter mit Atommüll genannt, die ab 2016 aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield zurückgenommen werden müssen.[20]

Bayern

KKW gundremmingen 2

AKW Gundremmingen mit Atommüll-Zwischenlager (weiße Halle im Vordergrund)

In Bayern gibt es drei Zwischenlager bei den Atomkraftwerken Grafenrheinfeld, Isar und Gundremmingen. 2008 wurde beim Bundesverfassungsgericht eine Klage gegen diese drei Standorte eingereicht; wegen der Zwischenlager sei die Bevölkerung einem erhöhten Risiko durch Terroranschläge ausgesetzt, außerdem fehle ein Endlagerkonzept. Das Bundesverfassungsgericht wies die Klage ab: "Atomare Zwischenlager in der Nähe deutscher Kernkraftwerke verstoßen nicht gegen die verfassungsrechtliche Schutzpflicht des Staates für seine Bürger."[21] Vom BUND wird die Bauweise aller bayerischen Zwischenlager kritisiert: deren Wandstärken reichten für Risiken wie Flugzeugabstürze nicht aus.[22]

Grafenrheinfeld

Das Standort-Zwischenlager Grafenrheinfeld wurde am 27. Februar 2006 in Betrieb genommen und verfügt über 88 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 200 m³ für Rohabfälle und 200 m³ für konditionierte Abfälle.[12]

Im März 2013 genehmigte die Gemeinde Grafenrheinfeld einen Antrag von E.ON, eine zehn Meter hohe Schutzmauer um das Zwischenlager zu bauen, die vor terroristische Angriffe schützen soll.[23]

Gundremmingen

Das Standort-Zwischenlager in Gundremmingen ist das größte in Deutschland.[24] Es wurde am 25. August 2006 in Betrieb genommen und verfügt über 192 genehmigte Stellplätze.[1] Das Zwischenlager besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 1.305 m³ für flüssige Abfälle und 300 m³ für konditionierte Abfälle. Das betriebliche Pufferlager hat laut Genehmigung eine Kapazität von 318 m³ für flüssige Abfälle und 1.678 m³ für konditionierte Abfälle.[12]

Im März 2013 wurde mitgeteilt, dass um das Zwischenlager Gundremmingen eine "210 Meter lange, zehn Meter hohe und 85 Zentimeter dicke Wand" gebaut werden soll.[25] Der im April 2014 begonnne Bau soll 2015 abgeschlossen werden.[26]

Isar

KKI Zwischenlager

Zwischenlager am AKW Isar

Das Standort-Zwischenlager Isar wurde am 12. März 2007 in Betrieb genommen und verfügt über 152 genehmigte Stellplätze.[1] Es besteht aus zwei Lagerbereichen: Lagerbereich 1 verfügt über 72, Lagerbereich 2 über 80 Stellplätze.[27] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 4.000 m³ bei Isar 1 und 160 m³ bei Isar 2.[12]

Im Januar 2012 wurde der Bau einer zehn Meter hohen Schutzmauer für das Zwischenlager angekündigt, die gegen Terrorangriffe oder andere Störmaßnahmen schützen soll.[6]

Brandenburg

Rheinsberg

Am AKW Rheinsberg befindet sich laut Bundesumweltministerium ein betriebliches Pufferlager, für das jedoch keine Kapazität angegeben wird.[12]

Hessen

Biblis

Hessen hat ein Zwischenlager beim Atomkraftwerk Biblis eingerichtet, das am 18. Mai 2006 in Betrieb genommen wurde und über 135 genehmigte Stellplätze verfügt.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität für 7.500 Gebinde.[12]

Für die Lagerung des Atommülls, der beim Rückbau des AKW Biblis anfällt, plant RWE die Errichtung eines zweiten Zwischenlagers vor Ort, da kein Endlager zur Verfügung steht. "RWE hatte das neue Zwischenlager im Januar 2013 beantragt, mit einer Genehmigung rechnet der Konzern nicht vor nächstem Jahr."[28]

  • Biblis wird Zwischenlager
    "Im Ausland wiederaufbereiteter Atommüll soll auch nach Biblis gebracht werden. Laut Bundesumweltministerium sind in Deutschland drei weitere Zwischenlager vorgesehen."[29]
Biblis_wird_Zwischenlager

Biblis wird Zwischenlager

hr, hessenschau vom 19. Juni 2015

Mecklenburg-Vorpommern

Greifswald (Lubmin)

Zwischenlager Nord 2011

Das Zwischenlager Nord, aufgenommen vom Dach des Maschinenhauses des Kernkraftwerks Greifswald

Das Zwischenlager Nord (ZLN) liegt am Betriebsgelände des im Rückbau befindlichen Atomkraftwerks Greifswald (Lubmin) in der Gemeinde Rubenow (Mecklenburg-Vorpommern). Es wurde von 1994 bis 1997 errichtet und am 5. November 1999 in Betrieb genommen.[30] Im Lagerbereich befinden sich ein Transportbehälterlager und ein Abfalllager.[31] Das betriebliche Pufferlager besitzt laut Genehmigung eine Kapazität für 140 20’ Container.[12]

Die Aufbewahrungsgenehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz gilt bis zum 31. Oktober 2039. Betreiber ist die Zwischenlager Nord GmbH, eine Tochter der bundeseigenen Energiewerke Nord, die seit Februar 2017 Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) genannt werden. Anfangs nur für die Lagerung von Abfällen aus den AKW Greifswald und Rheinsberg vorgesehen, dient das Zwischenlager Nord mittlerweile auch zur Aufbewahrung radioaktiver Abfälle aus Westdeutschland. In den Hallen 1 bis 7 werden schwach- bis mittelradioaktive Abfälle gelagert, in der Halle 8 hochradioaktive Kernbrennstoffe in 74 Castor-Behältern.[30] Die Zwischenlagerung soll so lange erfolgen, bis entsprechende Endlager zur Verfügung stehen.[32]

Am 17. Februar 2011 erreichte ein Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll aus der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe das Zwischenlager Nord, begleitet von Protesten durch Atomkraftgegner. Die Einlagerung von Atommüll aus Forschungseinrichtungen des Bundes ist umstritten.[33]

Im August 2011 unterstützte die Bundesregierung die Energiewerke Nord dabei, mit einer Klage gegen das Land Mecklenburg-Vorpommern eine längere Lagerung von radioaktivem Abfall im Zwischenlager Nord zu ermöglichen. Die längere Lagerung läge im Bundesinteresse.[34]

In der Bevölkerung wird befürchtet, dass das Zwischenlager Nord im Rahmen der Endlagersuche zu einem Endlager werden könnte.[35] Nachdem im März 2013 ein Kompromiss zwischen dem Bund und Niedersachsen für eine neue Endlagersuche erzielt wurde, teilte Mecklenburg-Vorpommern mit, dass es eine Aufnahme weiterer Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelementen im Zwischenlager Nord ablehne, da die Kapazitäten erschöpft seien.[36]

2015 wollten die Energiewerke Nord ein neues Sicherungskonzept für das Zwischenlager Nord gegen Terrorismus vorlegen; das erste Konzept war von den Behörden nicht genehmigt worden.[37]

  • Castor zum Anfassen: Besuch im Atommüll-Zwischenlager Nord
    "Hinter Stacheldrahtzaun und diversen Sicherheitsschleusen lagert in der Nähe von Greifswald strahlender Müll. SPIEGEL ONLINE hat das Ziel des nächsten Castor-Transports besucht."[38]
Castor_zum_Anfassen_Besuch_im_Atommüll-Zwischenlager_-_SPIEGEL_TV

Castor zum Anfassen Besuch im Atommüll-Zwischenlager - SPIEGEL TV

Spiegel Online vom 10. Dezember 2010

  • Neuer Vorsitzende der Geschäftsleitung der EWN GmbH - Henry Cordes - in seinem ersten Pressegespräch.
Noch_mehr_AtomMüll_ins_Zwischenlager_bei_Lubmin...

Noch mehr AtomMüll ins Zwischenlager bei Lubmin...

Hochgeladen auf YouTube am 27. Januar 2011

→ Energiewerke Nord: Zwischenlagerung
→ AtomkraftwerkePlag: AKW Greifswald/Lubmin

Niedersachsen

Emsland/Lingen

Das Standort-Zwischenlager Lingen wurde am 10. Dezember 2002 in Betrieb genommen und verfügt über 125 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 185 m³. Das betriebliche Pufferlager am AKW Lingen besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 170 m³.[12]

2013 hatte der für den Rückbau des AKW Lingen Beauftragte angekündigt, dass kein Zwischenlager für den beim Abriss anfallenden Atommüll vorgesehen sei. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel drängte 2014 jedoch auf den Bau eines Zwischenlagers, damit der Rückbau schnellstmöglich eingeleitet werden könne. "Sein Ministerium werde nicht akzeptieren, "dass Betreiber den Rückbau aufschieben, um Kosten zu sparen"."[39]

Grohnde

Das Standort-Zwischenlager Lingen wurde am 27. April 2006 in Betrieb genommen und verfügt über 100 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 280 m³.[12] 2011 berichtete der "Deutschlandfunk" über die den Transport von 19 Brennelementen vom Abklingbecken in das AKW-eigene Zwischenlager. Es wird mit einer Einlagerung für die Dauer von 40 Jahren gerechnet. Es gibt im Zwischenlager 100 Stellenplätze, von den zu diesem Zeitpunkt 13 belegt waren.[40]

Stade

Das Zwischenlager von Stade wurde 2007 eingerichtet und besitzt eine Betriebsgenehmigung bis 2047. 2011 wurden dort 180 Stahlcontainer und 413 Mosaikbehälter deponiert. Das Lager kann 3000 Tonnen schwach- und mittelradioaktiven Atommüll aufnehmen. Da das Zwischenlager dauerhaft überwacht werde muss, entstehen dem Betreiber hohe Kosten, und er möchte den Atommüll baldmöglichst loswerden.[41]

Die betrieblichen Pufferlager in Stade besitzen laut Genehmigung Kapazitäten von 100 m³ und 4.000 m³.[12]

Unterweser

Das Standort-Zwischenlager Lingen wurde am 18. Juni 2007 in Betrieb genommen und verfügt über 80 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt 750 Quadratmeter nutzbare Lagerfläche[42] und laut Genehmigung eine Kapazität von 350 m³.[12]

Im September 2014 verbot die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) den Einsatz von insgesamt 44 Atommüllbehältern, weil die für den Transport wichtigen Tragzapfen nicht ausreichend geprüft worden waren. Bei vierzig noch leeren Behältern können die Zapfen ohne Probleme ausgetauscht werden. Im Zwischenlager Unterweser befinden sich jedoch vier Behälter, die bereits mit hochradioaktivem Atommüll beladen sind. Bei diesen findet der "Austausch nach jetziger Planung erst statt, wenn sie das nächste Mal transportiert werden sollen." Die Anti-AKW-Organisation ".ausgestrahlt" kritisierte, dass "simpelste Qualitätsvorschriften nicht eingehalten werden".[43]

Nordrhein-Westfalen

Hamm-Uentrop

Auch der Standort in Hamm-Uentrop ist als Zwischenlager anzusehen. Das stillgelegte Atomkraft mit dem Hochtemperaturreaktor befindet sich wegen der hohen Verstrahlung seit 1988 im sicheren Einschluss. "Alle kontaminierten Gebäudeteile des Atomkraftwerkes sind ummantelt von einem zylinderförmigen Behälter mit Unterdruck. Außenrum fünf Meter dicker Spannbeton. Rundherum verläuft in 21 Metern Höhe die begehbare Bühne."[44] Der Brennstoff, 675.000 Brennelementkugeln, wurden bereits aus dem Kern entfernt, in spezielle Castor-Behälter gefüllt und in Ahaus gelagert.[45] Das betriebliche Pufferlager besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 1.160 m³.[12]

Jülich

Das Standort-Zwischenlager Jülich in NRW hatte 1993 eine Genehmigung für 20 Jahre erhalten. Diese lief vorübergehend aus, da das Zwischenlager nicht mehr dem heutigen Stand von Wissenschaft von Technik entsprach und den Stresstest nicht bestanden hatte.[46] Am 28. Juni 2013 gab das Wirtschaftsministerium von NRW jedoch bekannt, dass für weitere sechs Monate Atommüll in Jülich gelagert werden darf.[47] Das betriebliche Pufferlager besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 235 m³.[12]

Die hochradioaktiven Brennelemente des Forschungsreaktors AVR Jülich in 152 Castor-Behältern, die im Zwischenlager aufbewahrt werden, sollen aufgrund von Protesten nach Ablauf der Genehmigung nicht ins Zwischenlager Ahaus, sondern in ihr Herkunftsland, die USA, überführt werden.[48] Antiatomkraftinitiativen fordern hingegen den Bau eines neuen Zwischenlagers in Jülich als sichere und kostengünstigere Alternative.[49]

Der Reaktorbehälter des AVR Jülich soll am Stück in ein Zwischenlager auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich gebracht werden und dort Jahrzehnte abklingen.[50]

Würgassen

Würgassen gilt seit 1. Oktober 2014 organisatorisch nicht mehr als Atomkraftwerk, sondern als Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall. Die restlichen Gebäude können erst abgerissen werden, wenn Schacht Konrad zur Verfügung steht und der Atommüll dorthin überführt worden ist.[51] Das betriebliche Pufferlager besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 4.600 m³.[12]

Rheinland-Pfalz

Mülheim-Kärlich

Das betriebliche Pufferlager am AKW Mülheim-Kärlich besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 43 m³.[12]

Schleswig-Holstein

Brokdorf

Das Standort-Zwischenlager Brokdorf wurde am 5. März 2007 in Betrieb genommen und verfügt über 100 genehmigte Stellplätze.[1] Nach Informationen des Betreibers E.ON ist es ausschließlich für Brennelemente vorgesehen, die am Standort anfallen.[52] Es hat laut Genehmigung eine Kapazität von 560 m³.[12]

Brunsbüttel

Das Standort-Zwischenlager Brunsbüttel wurde am 5. Februar 2006 in Betrieb genommen und verfügt über 80 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 3.225/4.150 m³.[12]

Im November 2012 wurden die Brennelemente des AKW Brunsbüttel aus dem Abklingbecken in das Standort-Zwischenlager gebracht. Die Brennelemente aus dem Reaktor sollen bis 2015 ins Zwischenlager transportiert werden.[53] Im Juni 2013 entschied das Oberverwaltungsgericht Schleswig, dass im Zwischenlager Brunsbüttel kein Atommüll mehr gelagert werden darf. Damit wurde die Genehmigung des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) widerrufen und der Klage eines Anwohners stattgegeben, der das Schutzkonzept für Gefahren, wie z. B. Flugzeugabstürze, für nicht ausreichend ansah.[54] In seinem Internetauftritt wies das BfS darauf hin, dass es "das zum Genehmigungszeitpunkt geltende Regelwerk angewandt" habe, für dessen Inhalt aber nicht zuständig sei.[55]

Seit 16. Januar 2015 hat das Atommülllager in Brunsbüttel nach einem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts keine Betriebserlaubnis mehr. Der Grund: Bestimmte Papiere, darunter Unterlagen zum Schutz vor Terrorangriffen konnten die Behörden dem Gericht nicht vorlegen.[56]

Am 16. November 2015 hat Vattenfall eine neue Genehmigung für das Zwischenlager beim Bundesamt für Strahlenschutz beantragt. Die gelagerten Castoren werden geduldet, bis eine Lösung gefunden worden ist.[57]

Vattenfall lagert darüber hinaus seit den 1970er Jahren auf dem Gelände des AKW Brunsbüttel in sechs unterirdischen Betonkavernen 670 Fässer mit Atommüll, die man sich selbst überlassen hatte. Seit im Dezember 2011 Nachforschungen gestartet wurde, findet man mehr und mehr stark beschädigte Fässer, deren Inhalt zum Teil offen liegt. → Brunsbüttel: Verrostete Fässer in verstrahlten Kavernen

  • Angriffsziel Atomkraftwerk
    Das Oberverwaltungsgericht Schleswig hat "die Genehmigung für das Brennelement-Zwischenlager Brunsbüttel für rechtswidrig erklärt. Das Lager gewähre keinen ausreichenden Schutz gegen Terrorangriffe. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig, aber die Analyse der Richter könnte weitreichende Folgen haben (...)"[58]

    → Landesregierung Schleswig-Holstein: OVG Schleswig hebt die Genehmigung für das Zwischenlager Brunsbüttel auf vom 20. Juni 2013 (via WayBack)
ZDF_Frontal21_11.03.2014

ZDF Frontal21 11.03.2014

Min. 33:00 - 41:40


Krümmel

Das Standort-Zwischenlager Krümmel wurde am 14. November 2006 in Betrieb genommen und verfügt über 80 genehmigte Stellplätze.[1] Es besitzt laut Genehmigung eine Kapazität von 1.340 m³.[12]

In Geesthacht werden große Mengen von Atommüll aus ganz Norddeutschland aufbewahrt. Im AKW-eigenen Zwischenlager befinden sich 19 Castoren mit jeweils 52 Brennelementen; weitere 1.200 Brennelemente müssen noch deponiert werden. In den Katakomben des AKW wird in 1.180 Behältern weiterer Atommüll gelagert. Dazu kommen 163 Behälter mit fast 50 Kubikmetern Volumen in der Sammelstelle auf dem Gelände des Helmholtz-Forschungszentrums (HZG). "Das es nicht immer einwandfrei war, was in das Lager (...) angeliefert wurde, zeigte sich im Jahr 2000. Damals wurde beim Umpacken komplett gefüllt angelieferter Fässern aus den Jahren 1965 bis 1980 festgestellt, dass Gebinde nicht ordnungsgemäß deklariert waren."[59] Weil in Krümmel kein Platz mehr ist, sollten, so eine Meldung vom Dezember 2013, 15 Container mit Atommüll in die Transportbereitstellungshalle des AKW Brunsbüttel transportiert werden.[60]

Weitere Links

→ Zeit Online: Mein Nachbar, der Atommüll vom 11. Juni 2014
→ BR: Atommüll in Deutschland (Infografik) vom 4. März 2014 (via WayBack)
→ kernenergie.de: Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen in Deutschland (Deutsches Atomforum (DAtF)) vom Dezember 2013 (via WayBack)
→ BfS: Dezentrale Zwischenlager - Bausteine zur Entsorgung radioaktiver Abfälle aus 2008 (via WayBack)


(Letzte Änderung: 18.07.2017)

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 BfS: Dezentrale Zwischenlager - Standorte und Belegung mit Übersichtsgrafik und -tabelle, Stand 22. Juli 2015
  2. BR: Atommüll nach Bayern? Mit bestem Dank zurück vom 25. März 2013 (via WayBack)
  3. BMUB: Rückführung der Wiederaufbereitungsabfälle vom 19. Juni 2015
  4. BR: Atommüll nach Bayern? Mit bestem Dank zurück vom 25. März 2013 (via WayBack)
  5. BMUB: Rückführung der Wiederaufbereitungsabfälle vom 19. Juni 2015
  6. 6,0 6,1 Spiegel Online: Terrorschutz: Atommüll-Zwischenlager werden stärker gesichert vom 19. Oktober 2014
  7. hna.de: Mehr Rost als Fass - 20.000 korrosionsbedrohte Atommülltonnen in allen AKW vom 23. Februar 2014
  8. Spiegel Online: Rostige Atommüllfässer: "Das passiert in jedem Zwischenlager" vom 24. Februar 2014
  9. Deutscher Bundestag: Bestand an radioaktiven Abfällen und Herausforderungen bei der Lagerung (Drucksache 18/3053) vom 5. November 2014
  10. bmub.bund.de: Hendricks: "Bundesregierung treibt die Neustrukturierung im Atombereich voran" vom 8. Mai 2017
  11. EnBW AG: Kernkraftwerk Neckarwestheim Standortzwischenlager abgerufen am 15. August 2013
  12. 12,00 12,01 12,02 12,03 12,04 12,05 12,06 12,07 12,08 12,09 12,10 12,11 12,12 12,13 12,14 12,15 12,16 12,17 12,18 12,19 bmub.bund.de: Zwischenlager für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung (Tabelle, Stand November 2014) abgerufen am 12. Dezember 2014
  13. Stuttgarter Zeitung: Atomkraftwerk Neckarwestheim - Neues Zwischenlager geplant vom 24. Juli 2013
  14. 14,0 14,1 Südwest Presse: Obrigheim Transport auf dem Neckar: Vier Castor-Touren folgen vom 29. Juni 2017
  15. OVB Online: Der Rückbau eines Kernkraftwerkes vom 5. April 2014
  16. FAZ.net: ENBW plant Atommüll-Transport vom 17. April 2013
  17. Rhein-Neckar-Zeitung: Obrigheim: Abbaumaterial soll erstmal im KWO bleiben vom 11. August 2014
  18. Greenpeace: Zwischenlager in Philippsburg sicherer als Gorleben vom 18. Oktober 2011
  19. merkur-online.de: Anwohner in Angst: Atommüll in Philippsburg vom 18. November 2010
  20. Badische Zeitung: Philippsburg wird möglicher Lagerstandort für Atommüll vom 12. September 2014
  21. merkur.online.de: Zwischenlager für Atommüll verfassungsgemäß vom 27. November 2008
  22. Abendzeitung München: Atom-Müll: Wo Bayern strahlt vom 20. Oktober 2013
  23. br.de: Atommüllzwischenlager erhält hohe Abwehrmauern vom 26. November 2013 (via WayBack)
  24. Zeit Online: Mein Nachbar, der Atommüll vom 11. Juni 2014
  25. Augsburger Allgemeine: AKW: Baustraße für Schutzmauer wird gebaut vom 15. März 2013
  26. Augsburger Allgemeine: Kernkraftwerk: Die erste Mauer am Zwischenlager steht schon vom 25. September 2014
  27. E.ON: Isar – Informationen zum Kernkraftwerk abgerufen am 13. November 2014
  28. FR Online: Countdown für Biblis vom 27. Februar 2013
  29. hr online.de Zwischenlager - Atommüll-Castoren sollen nach Biblis vom 19. Juni 2015 [Seite nicht mehr verfügbar]
  30. 30,0 30,1 BfS: Zwischenlager Nord bei Lubmin (Gemeinde Rubenow) abgerufen am 12. Oktober 2015
  31. EWN: Ein Gebäude - Zwei Lager abgerufen am 12. Oktober 2015 (via WayBack)
  32. EWN: Konzept Zwischenlager Nord abgerufen am 28. März 2013 (via WayBack)
  33. Focus Online: Castor-Transport nach Blockaden im Zwischenlager vom 17. Februar 2011
  34. Deutscher Bundestag: Bundesregierung für längere Abfalllagerung im Zwischenlager Nord vom 12. August 2011 (via WayBack)
  35. t-online.de: Neuer Kernenergiebeirat konzentriert Arbeit auf Zwischenlager Nord vom 17. Juli 2012
  36. t-online.de: Mecklenburg-Vorpommern lehnt Aufnahme weiterer Castor-Behälter ab vom 25. März 2013
  37. Focus Online: Sicherungskonzept für Zwischenlager Lubmin noch dieses Jahr vom 26. August 2015
  38. Spiegel Online Castor zum Anfassen: Besuch im Atommüll-Zwischenlager Nord vom 10. Dezember 2010
  39. NOZ:Wenzel drängt auf Zwischenlager Atommüll durch AKW-Abriss: Wohin mit Strahlenabfall? vom 9. Juli 2014
  40. Deutschlandfunk: 200 Meter im Castor: Das Akw Grohnde in Niedersachsen vom 26. Juli 2011
  41. Hamburger Abendblatt: Hier strahlt Stades Vergangenheit vom 1. März 2011
  42. E.ON: Unterweser - Informationen zum Kernkraftwerk abgerufen am 15. November 2014
  43. NDR:Sicherheitscheck fehlt: Castoren zurückgerufen vom 5. September 2014
  44. Deutschlandfunk: Teure Atomruine vom 11. März 2013
  45. ptka.kit.edu: Stilllegung und Rückbau kerntechnischer Anlagen - Erfahrungen und Perspektiven vom November 2009
  46. Kölnische Rundschau: Atommüll-Zwischenlager Jülich bei Stresstest durchgefallen vom 25. März 2013
  47. RuhrNachrichten: Brennelemente dürfen vorerst in Jülich bleiben vom 28. Juni 2013
  48. FAZ.net: Früherer Forschungsreaktor - Atommüll aus Jülich soll nach Amerika vom 2. Februar 2013
  49. Aachener Zeitung: Atommüll-Zwischenlager: Vorwürfe gegen Forschungszentrum Jülich vom 9. September 2013
  50. Aachener Nachrichten: Jülich: Rückbau des Reaktors ist teurer und dauert länger vom 15. September 2012
  51. HNA Online: Kernkraftwerk Würgassen wird als Zwischenlager genutzt vom 15. Oktober 2014
  52. E.ON: Brokdorf Informationen zum Kernkraftwerk abgerufen am 19. Oktober 2014
  53. shz.de: Brunsbüttel Kernkraftwerk wird ab 2015 abgerissen vom 23. November 2012
  54. Spiegel Online: Atommüll-Kompromiss in Gefahr: Brunsbüttel verliert Genehmigung als Zwischenlager vom 19. Juni 2013
  55. BfS: Aktuelle Information zum Zwischenlager Brunsbüttel abgerufen am 11. Oktobber 2015 (via WayBack)
  56. Handelsblatt: Atommüll-Lager verliert Genehmigung vom 16. Januar 2015
  57. NDR: AKW Brunsbüttel: Genehmigung für Lager beantragt vom 16. November 2015
  58. zdf.de Angriffsziel Atomkraftwerk vom 11. März 2014 (via WayBack)
  59. LN Online:Immer mehr Atommüll aus dem Norden lagert in Krümmel vom 5. Dezember 2013
  60. SHZ: Atommüll rollt von Krümmel nach Brunsbüttel vom 4. Dezember 2013
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